Jetzt wird’s ernst
Mit großer Sorge nimmt das Bündnis #MünchenIstKultur die Beschlussvorlage zu den Haushaltsplanungen für 2026 zur Kenntnis. Zwar begrüßen wir das Vorhaben des Kulturausschusses zur Gründung eines Kulturbeirates, in dem #MünchenistKultur in zentraler Rolle zur Mitgestaltung und Themensetzung eingeladen ist – und wir freuen uns auf einen transparenten Austausch über Ausgestaltung und Rollenverteilung eines solchen Gremiums. Doch mindert dies nicht die große Beunruhigung angesichts der jüngsten Sparvorhaben im Kulturbereich.
Am 04. Dezember 2025 wurde im Kulturausschuss der Teilhaushalt im Vorgriff auf den Gesamthaushalt für das Kulturreferat diskutiert. Die geplanten Sparbeschlüsse werden eine Zäsur markieren: Für die Kunst- und Kulturlandschaft der Stadt beginnen entscheidende Jahre, in denen sich zeigt, ob München sein kulturelles Profil bewahren kann – oder unwiederbringlich verlieren wird.
Die aktuelle Situation
Für das Jahr 2026 plant die Stadt eine einmalige Kürzung des Kulturetats um 18 Millionen Euro, was ca. 7 % des gesamten Kulturhaushalts entspricht. Das stellt eine überproportional starke Belastung des Kulturhaushalts dar, der in Gänze nur rund 3 % des Gesamthaushalts der Stadt ausmacht. Unterm Strich bedeuten die geplanten Kürzungen, dass der Kulturhaushalt mehr als doppelt so stark belastet würde, wie es seinem Anteil am Gesamthaushalt entspricht. Dies stellt eine klare Benachteiligung der Kultur dar und ist ein dramatischer Schritt in die falsche Richtung.
In vielen Bereichen ist die Belastungsgrenze bereits überschritten: Ateliers wurden geschlossen, Arbeits- Produktions-, Proben- und Ausstellungsräume gehen verloren, Programme müssen reduziert oder eingestellt werden, wichtige Initiativen stehen vor dem Aus. Weitere Beispiele müssen zwangsläufig folgen, wenn die Kürzungen in der derzeit vorgesehenen Form umgesetzt werden sollen. Was das konkret bedeuten würde, hat zum Beispiel am vergangenen Wochenende das Kreativquartier mit seiner Aktion „Kunst (t)räumen“ gezeigt. Die letzten Freiräume für Kunst, Kultur und Soziales stehen auf dem Spiel.
Die letzten Jahre der Einsparungen
Die Münchner Kultur hat in den vergangenen Jahren bereits erhebliche Einsparungen in Millionenhöhe vorgenommen. Alle Bereiche – städtische Einrichtungen, freie Szene, Stadtteile, soziokulturelle Zentren – haben auf die angespannte Haushaltslage reagiert, Strukturen verschlankt, Projekte gekürzt und eigene Mittel mobilisiert. Diese Spielräume sind nun restlos ausgeschöpft.
Ausblick in eine düstere Zukunft
Die absehbaren Entscheidungen für die Zeit nach 2026 verschärfen die Situation zusätzlich. Dauerhafte Absenkungen ab 2027 sind zu befürchten. Dies würde einen strukturellen Substanzverlust bedeuten.
Das wiederkehrende Argument, Kultur sei eine „freiwillige Leistung“, greift dabei zu kurz. Kultur ist Grundlage städtischer Identität, Teil der Daseinsvorsorge und ein entscheidender Standortfaktor. München lebt von seinem kulturellen Angebot und gewinnt seine Strahlkraft aus der Vielfalt und Qualität seiner kulturellen Akteur*innen. Kulturförderung ist eine politische Entscheidung.
Ziel und große Sorge
Das vorrangige Ziel muss sein, die kulturelle Infrastruktur Münchens zu erhalten. Wir sehen jedoch begründeten Anlass zur Sorge, dass dies mit weiteren dauerhaften Kürzungen nicht mehr möglich sein wird. Die Folgen wären dramatisch:
- der schleichende Verlust kultureller Einrichtungen
- der Verlust der Expertise und Exzellenz der Institutionen
- der Abbau der freien Szene
- der Zerfall gewachsener Stadtteilkulturstrukturen
- der Rückgang von Förderprogrammen
- das Ausbleiben der kulturellen (Früh-) Förderung durch künstlerische Programme für Kinder und Jugendliche, Zugang zur Bildungs- und Begegnungsangeboten
- Existenzbedrohung freier Künstler*innen
- ein kulturelles Ökosystem, das nicht wiederherstellbar ist, wenn es einmal zerstört wurde.
Der sich abzeichnende Kulturabbau ist irreversibel, das kulturelle Leben Münchens ist dann in wenigen Jahren nicht wiederzuerkennen – mit allen negativen Folgen für eine demokratische Stadtgesellschaft. Historisch zeigen vielfältige Beispiele, dass Kürzungen in Kultur und Sozialem eine gesellschaftliche Ruptur und einen Riss im Miteinander bedeuten.
Forderung
Wir erinnern an das wiederholte Bekenntnis von Oberbürgermeister Dieter Reiter, dass München Kulturhauptstadt ist und bleibt, und dass die Anliegen der Münchner Kunst- und Kulturakteur*innen ernst genommen werden. Wir fordern deshalb mit Nachdruck:
Der Kulturabbau muss gestoppt werden. München darf nicht aufhören, Kulturstadt zu sein.
#MünchenIstKultur
